Feuchtes und fröhliches Jubiläumsrennen

Die Jubiläumsausgabe des Bergrennen Oberhallau ist trotz wechselhaftem Wetter ein voller Erfolg gewesen. Vor allem, weil die Zuschauer sich nicht von teils starken Regenschauern abschrecken liessen und für eine grossartige Kulisse sorgten. Während drei Tagen war der Oberhallauer Berg gut besucht und feuerten die rund 250 startenden Fahrerinnen und Fahrer bei ihrer Zeitenjagd durch die Rebberge an. Zum Jubiläum kamen auch viele ehemalige Teilnehmer und nahmen die drei Kilometer lange Strecke im Legenden-Korso ein weiteres Mal mit ihren Rennwagen und teils Motorrädern von damals in Angriff. Den Tagessieg beim Jubiläum 100 Jahre Bergrennen Oberhallau sichert sich Marcel Steiner im LobArt LA01.

Der Sonntag, 9. September 1923 , geht als Geburtsstunde des Bergrennen Oberhallau in die Geschichtsbücher ein. Es starten 21 Motorräder und 12 Automobile. Bis in die 1970er Jahre fahren die Zweiräder am Oberhallauer Berg – und machen Heiri Bechtel zu einer der Legende. Er sorgte nach dem Zweiten Weltkrieg dafür, dass das Bergrennen wieder stattfand. Bei der Jubiläumsfeier am Freitagabend erzählt er im Festzelt, wie er sich als Junge ins Fahrerlager des Motorradrennens Birch in Schaffhausen geschmuggelt hat. Er hatte sich einfach als Helfer eines Tessiner Fahrers ausgegeben und diesem geholfen, sein Motorrad vom Bahnhof zur Strecke zu schieben. Etwas später erzählt der Schaffhauser Georges Hedinger, wie er sich von seinen Cousins zum ersten Rennen überreden liess und dafür das Auto seiner Mutter ausgeliehen hat, die aber nicht wusste, dass es für ein Rennen war. Der Mechaniker fuhr gleich aufs Podest.

Das sind nur zwei kleine Anekdoten der zahlreichen Geschichten aus
100 Jahren Bergrennen Oberhallau. Alle startenden Legenden erzählten ihre Geschichten gerne zwischen den Läufen allen Besucherinnen und
Besuchern, die sie im Festzelt ansprachen. Dort konnten die Zuschauer auch ihre Motorräder und Rennwagen von damals bestaunen, darunter beispielsweise der Formel 2 von Erwin Steingruber. Der zweite Jubiläums-Programmpunkt, der Tarzan-Cross, musste leider wegen des regnerischen Wetters abgesagt werden. Teams aus Fahrern und OK-Vertretern waren schon ausgelost worden und hätten in skurrilen Fahrzeugen einen Rally-Cross-Parcours abfahren sollen. Das Spassrennen wäre von einer Band, Grill und Getränken begleitet worden.

Ein grosser Dank geht dieses Jahr an die Zuschauerinnen und Zuschauer. Trotz des wechselhaften Wetters mit teilweise starken Regenfällen kamen rund 9000 zahlende Gäste ans Bergrennen. Ausnahmsweise fanden schon am Freitag die ersten Trainingsläufe statt. Obwohl es für viele noch ein Arbeitstag war, konnte der Verein Bergrennen Oberhallau als Veranstalter zahlreiche Besucher begrüssen. Dass der Freitag noch keinen Eintritt kostete, hat sicher geholfen, doch zeugt der grosse Aufmarsch auch von der Loyalität der Fans. Selbst im Regen am Samstag und Sonntag konnten die 250 startenden Fahrerinnen und Fahrer vor sehr gut gefüllten Rängen fahren. Vor allem die Renntaxifahrten erfreuten sich wieder grosser Beliebtheit und waren in kürzester Zeit ausgebucht. Am Samstagabend zum Abschluss sowie am Sonntag in der Mittagspause wurden die Schülerinnen und Schüler aus Oberhallau bei ihrem traditionellen Seifenkisten-Rennen wie die Profis gefeiert.

Das wechselhafte Wetter war für die Fahrerinnen und Fahrer eine grosse Herausforderung. Jedem stellte sich die Frage, ob er den Rennlauf mit Trocken-, Regen- oder Intermediate-Reifen in Angriff nehmen sollten.
Die richtige Wahl bedeutete nicht nur den Tagessieg in Oberhallau, sondern auch wichtige Punkte in der Schweizer Bergmeisterschaft oder dem deutschen KW Berg-Cup. Wie schon seit einigen Jahren gehört das Bergrennen zur deutschen Meisterschaft. Hier sicherte sich Erwin Buck auf seinem VW Spiess Scirocco mit einer Gesamtzeit aus zwei Rennläufen von 2:58,035 min den Tagessieg. Auf Rang zwei folgt Bernhard Permetinger im BMW Z4 GT3 mit 2:59,712 min vor der Drittplatzierten Claire Schönborn auf einem VW Golf 1 STW mit 3:02,541 min. Sie ist damit die erfolgreichste von sechs teilnehmenden Frauen. Darunter befand sich mit Vanessa Zenklusen aus Hallau eine Lokalmatadorin. Leider hatte sie Pech. Ihr Subaru Impreza Type R erlitt im ersten Rennlauf einen Motorschaden, weshalb sie auch in Rennlauf zwei und drei nicht starten konnte. Sieben weitere lokale Fahrer waren am Start. Jürg „Sugi“ Ochsner aus Oberhallau konnte seine erfolgreiche Bilanz am Jubiläumsrennen nicht durch einen weiteren Sieg verbessern. Beim Jubiläumsrennen musste er sich auf seinem Opel Kadett C in seiner Kategorie (Interswiss 1601 bis 2000 ccm) mit dem zweiten Platz hinter Stephan Burri im VW Scirocco begnügen.

Bei den Tourenwagen, die in der Bergrennszene auch „Hüsli-Auto“ genannt werden, sicherte sich Roger Schnellmann auf seinem Mitsubishi Lancer Evo 8 einen ungefährdeten Tagessieg mit 2:42,791 min. Er war in jedem Rennlauf deutlich schneller als der Zweitplatzierte Bruno Sawatzki. Er kam in seinem Porsche 991.1 Cup auf 2:47,949 min. Frédéric Neff fährt in seinem Porsche 996 GT S R und einer Zeit von 2:51,946 min auf den dritten Platz.

Den Tagessieg machten die Rennsportwagen untereinander aus. Dabei lieferten sich die beiden Favoriten Marcel Steiner und Eric Berguerand zusammen mit dem Österreicher Christoph Lampert ein enges Rennen.
Nach dem ersten Lauf vom Sonntagmorgen hatte Steiner die Nase hauchdünn vorne. Doch im Regen war Berguerand im zweiten Lauf deutlich schneller und setzte sich vor seine Konkurrenten. Der dritte und letzte Lauf brachte wieder deutlich bessere Verhältnisse bei abtrocknender Strecke und da nur die zwei besten Läufe zählen, waren die Regenzeiten unwichtig. Christoph Lampert sass in Lauerstellung, konnte seinen Rückstand aber trotz der zweitbesten Zeit im dritten Lauf nicht wettmachen. In seinem Nova Proto NP01 fährt der Österreicher mit 2:38,182 min auf den dritten Platz. Der Meisterschaftsführende und Vorjahressieger Eric Berguerand konnte im dritten Lauf nicht wie im Regen nochmals eine Wunderzeit herausfahren. Er fährt seinen Lola FA99 mit einer Zeit von 2:37,862 min auf den zweiten Platz. Damit geht der Tagessieg mit einer Sekunde Vorsprung und einer Zeit von 2:36,856 min an Marcel Steiner in seinem LobArt Honda LA01! Es ist sein insgesamt zehnter Tagessieg am Bergrennen Oberhallau.

Der Verein Bergrennen Oberhallau ist überaus zufrieden mit dem Jubiläumsrennen. Die spannenden Rennläufe mit nur wenigen Zwischenfällen bleiben ebenso in Erinnerung wie die treuen Zuschauerinnen und Zuschauer, die sich wie die Fahrer nicht vom Regen abschrecken liessen. Die Jubiläumsausgabe zum 100-jährigen Bestehen endet offiziell am Montagabend mit dem Handwerkervesper im Festzelt. Danach startet die lange Wartezeit auf die nächste Ausgabe. Das Bergrennen Oberhallau 2024 findet am Wochenende vom 24. und 25. August statt.